Rücktritt Kurschus wegen des kleineren Vertuschungsproblems. Das größere ist noch im Amt

Ob ich daran mitgewirkt habe, dass Frau Kurschus zurückgetreten ist, wurde ich gefragt. Vielleicht, meinte ich. Ich habe jedenfalls auf allen Kanälen deutlich gemacht, dass die eigentliche Vertuschung von Ratspräsidentin Kurschus wohl nicht die alten Siegener Vorfälle betraf, sondern die neueren Hamburger von Bischöfin Fehrs, bei deren Vertuschung Ratspräsidentin Kurschus ihre Stellvertreterin, Bischöfin Fehrs, tatkräftig unterstützt hat – in einer ihr Amt missbrauchenden Weise, indem sie über zwei Jahre hinweg die Beschwerden einer Petentin der von Bischöfin Fehrs geleiteten Hamburger Unterstützungsleistungskommission unter den Tisch hat fallen lassen.

Als ihre Komplizen-Schwester im Geiste, hier leider im banal-bösen Geiste effektiven Täterschutzes und gekonnter Vertuschung, kann Frau Kurschus nach ihrem Rücktritt als Ratspräsidentin nun ihre Stellvertreterin nicht mehr schützen. Bischöfin Fehrs muss ab jetzt auf die Unterstützung einer in der Hierarchie der Kirche über ihr stehenden und ihr aus Gründen einer eigenen Agenda zugetanen Führungs- und Autoritätsperson verzichten.

Beide sich in Bezug auf eine bedingungslos offene kirchliche Missbrauchsaufarbeitung weit vorgewagt habenden Ratsvorsitzend*innen und beide zurecht, wie wir heute wissen, mussten ein Erwischt- und ein öffentliches An-den-Pranger-Gestellt-Werden befürchten. Beide wegen des gleichen Deliktes, nämlich auf Kosten und zu Lasten der jeweils Betroffenen über ihr eigenes Wissen um die Existenz von Vorwürfen wegen sexueller Gewalt und sexuellen Missbrauches verschwiegen zu haben. Die Ratspräsidenten*innen-Schwestern im Geiste vergaßen alle guten Vorsätze und jede Sorgfaltspflicht gegenüber den Betroffenen, beide wohl aus Loyalität jeweils zu einem Mann in ihrem privaten Beziehungsumfeld. Die aus dieser resultierenden persönlichen Verstrickungen, Befangenheit und Befindlichkeiten ließen offensichtlich beide kirchlichen Amtsträger*innen die jeweiligen Opfer aus dem Blick verlieren. Entweder sind sie Opfer sexualisierter Gewalt des mit der stellvertretenden Ratsvorsitzenden befreundeten Pastors oder des mit der Ratspräsidentin befreundeten, von ihr gut gekannten Kirchenmitarbeiters und/oder sie sind Opfer der Tatsache, dass sie als Folge des aus ihren Verstrickungen und Befangenheiten resultierenden Amtsverrates der beiden Grand Dames des Rates der Evangelische Kirche Deutschlands nicht wirklich angehört, sondern ignoriert und sogar verbannt wurden. Es sollte doch um die Betroffenen gehen, das wurden sie nicht müde zu versprechen – und nun „Chefsache Täterschutz und zwei Amiga-Affären.

Nun steht die neue kommissarisch eingesetzte Ratspräsidentin, Bischöfin Fehrs, mit ihrem beschädigten Amt allein auf weiter Flur. Keine klerikale Schwester wird ihr, als mitverstrickte, aber hierarchisch vorgeordneter Komplizin, innerhalb der innerkirchlich unübersichtlich verwobenen Hierarchie disziplinarischer und geistlicher Macht- und Einflussstrukturen beistehen. Wer wird jetzt mit dafür sorgen, dass missbrauchte ULK-Mitarbeiter und ebenfalls missbrauchte Vorgesetzte im Landeskirchenamt sich blind und taub stellen und sogar mit und für ihre Bischöfin lügen?

Ich vermute, Ratspräsidentin Kurschus wird, auch aufgrund meiner vielen Hinweise im Netz, gewusst haben, dass sie mit einem verhältnismäßig blauen Auge davonkommen kann, wenn sie rechtzeitig die Reißleine zieht, bevor sie etwa, wegen deren von ihr gedeckten, gravierenden Verfehlungen, mit ihrer Stellvertreterin zusammen untergeht.