EKD: Gaslighting Betroffener?

EKD: Gaslighting Betroffener?

von Thies Stahl und Silke Schumacher

Am 20.07.2025 wiesen wir den laut Impressum für das EKD-Betroffenen-Netzwerk (BeNe)1 verantwortlichen Präsidenten des Kirchenamtes der EKD, Herrn Dr. Hans Ulrich Anke, auf unser „Plädoyer: Sofortige Schließung des BeNe“ in unserem Blogbeitrag Betroffenen-Netzwerk (BeNe): EKD hetzt Missbrauchsopfer gegeneinander auf hin.

In unserem Schreiben an Dr. Anke2 sagten wir, „Sollte das BeNe nicht geschlossen bzw. vom Netz genommen werden — was viele mit der Datensicherheit befassten Beiträge im Forum nahelegen — möchten wir Sie bitten, die für die Redaktion verantwortlichen Betroffenenvertreter:innen in der AG-BeNe anzuweisen, unseren Ausschluss rückgängig zu machen und unsere Accounts wieder zu öffnen. Es gibt im BeNe nämlich, wie wir in unserer im oben erwähnten Blogbeitrag verlinkten Dokumention „Moderationsgestütztes Mobbing“ im BeNe. Exemplarische Chats und Beiträge“ deutlich machen, 61 noch sichtbare, uns diskreditierende Beiträge, die wir, als Ausgeschlossene, ja nicht mehr kommentieren oder zurückweisen können.“ Dr. Anke, Präsident des Kirchenamtes der EKD, antwortete nicht selbst, was ja nicht ungewöhnlich ist, sondern ließ antworten.

Ungewöhnlich ist allerdings, dass Dr. Anke nicht über sein eigenes Büro antwortete, sondern über eine ihm als dessen Präsident untergeordnete Stelle des Kirchenamtes, über die „Fachstelle Sexualisierte Gewalt der EKD“.3 In seinem Namen ließ Dr. Anke diese Fachstelle den Empfang unserer Nachricht an ihn bestätigen und dann, anonym gezeichnet durch „i.A.“ (nicht lautmalerisch gemeint für Esel), etwas Erstaunliches verkünden: „Wir möchten Sie jedoch darauf hinweisen, dass die Vernetzungsplattform BeNe ein eigenständiges, unabhängiges Angebot ist, das von einer Arbeitsgruppe mit Betroffenenvertreterinnen entwickelt wurde. Das Kirchenamt der EKD kann und wird daher keinerlei Anweisungen an betroffene Personen in der ‚AG BeNe‘ erteilen.“

Mit anderen Worten, Dr. Anke ließ durch untergeordnete Mitarbeiter seines Hauses den Eindruck vermitteln, dass nicht er, wie im BeNe-Impressum ausgewiesen, der maßgebliche und juristisch verantwortliche Ansprechpartner für essentielle Belange der Plattform BeNe sei. In seinem Namen klärte uns diese angeblich für Dr. Anke sprechende Fachstelle auf, dass er etwas nicht könne, was er können müsste, um unserer Bitte zu entsprechen: Er könne den (im Gegensatz zu ihm nicht im Sinne des §5 DDG juristisch verantwortlichen, sondern, gemäß § 18 MStV, nur für die journalistisch-redaktionelle Gestaltung zuständigen) Betroffenenvertreter:innen der AG BeNe keine Anweisungen erteilen. „Das Kirchenamt der EKD [also er, Dr. Anke] kann und wird daher keinerlei Anweisungen an betroffene Personen in der ‚AG BeNe‘ erteilen.“

„Kann keinerlei Anweisungen erteilen“ liest sich hier wie „ist nicht berechtigt Anweisungen zu erteilen“.

Einfaches „Für-Dumm-Verkaufen“ oder waschechtes Gaslighing?

Etwa mühsam ausbuchstabiert — was man nach einer Gaslighting-Attacke meist muss — soll das wohl heißen: Angesprochen von uns als Präsident des Kirchenamtes der EKD und als im BeNe-Impressum als hauptverantwortlich aufgeführter Vertreter des Diensteanbieters EKD, lässt der Präsident des Kirchenamtes der EKD und der im BeNe-Impressum als hauptverantwortlich aufgeführte Vertreter des Diensteanbieters EKD, Herr Dr. Anke, uns durch die ihm im Kirchenamt untergeordnete „Fachstelle Sexualisierte Gewalt der EKD“ im Wesentlichen ausrichten, dass er nicht die richtige Person dafür sei, uns zu antworten, weil unsere Bitte etwas von ihm verlangen würde, was er nicht könne, nämlich „Anweisungen an betroffene Personen in der ‚AG BeNe‘ erteilen“.

In unserer Antwort vom 24.07.2025 an „Herr/Frau i.A. Fachstelle“4 wiesen wir darauf hin, dass das BeNe-Impressum die „Betroffenenvertretung des Beteiligungsforum Sexualisierte Gewalt in der EKD“ als zuständig für die Redaktion benennt, mit Christiane Lange als deren einziges namentlich benanntes Mitglied. Als „Diensteanbieterin“ und „Seitenbetreiberin“, also als hauptverantwortlich im Sinne des §5 DDG, wird aber das „Kirchenamt der EKD“ genannt, vertreten durch seinen Präsidenten, Herrn Dr. Anke.

Wir machten deutlich: „Herr Dr. Anke ist letztlich verantwortlich.“ Dass ihre Fachstelle offensichtlich instrumentalisiert wird und dabei ist, Teil eines Lehrbuchbeispiels für Gaslighting

zu werden, sagten wir ihnen erst einmal noch nicht.

Vermutlich hatten die Mitarbeiter:innen der „Fachstelle Sexualisierte Gewalt der EKD“ im Kirchenamt Hannover die dienstliche Anweisung bekommen, Anfragen von BeNe-Betroffenen diese Plattform betreffend, wie es schon im BeNe zu lesen war, und so wie sie es bei uns taten, mit dem Hinweis auf die Nichtzuständigkeit von Dr. Anke für das BeNe betreffende Fragen zu beantworten.

Planloses Agieren und Notlösung?

Hier stellt sich die Frage, ob der Einsatz dieser Fachstelle von den Verantwortlichen in der EKD nur als Notlösung in Urlaubszeiten so eingerichtet wurde, oder strategisch-bewusst als Gaslighting-Kommunikation. Zumindest wussten die Mitarbeiter wohl nicht, dass Dr. Anke „schon einmal als der für BeNe letztlich Verantwortliche gehandelt“5 hat:

Wir haben in unserem Blogbeitrag „Betroffenen-Netzwerk (BeNe): EKD hetzt Missbrauchsopfer gegeneinander auf“ beschrieben, dass die BeNe-Moderation, über drei Tage und „für alle Welt“ sichtbar, einen üble Nachrede und falsche Tatsachenbehauptungen enthaltenden Post der BeNe-Userin @kea6 im Forum stehen lassen hat, bevor dann unser Brief an Dr. Anke7 dazu geführt hat, dass die Moderator:innen, offensichtlich entgegen den Anweisungen, die sie aus den Reihen der Betroffenenvertreter:innen erhalten hatten, auf seine Anweisung hin diesen diffamierenden Post löschen mussten.

Da wir es also selbst als Realität erlebt haben, dass Dr. Anke natürlich den Betroffenenvertreter:innen der AG BeNe und damit den Moderator:innen Anweisungen geben kann, waren wir vermutlich weniger als andere Betroffene anfällig dafür, „für dumm verkauft“ oder Opfer eines waschechten Gaslightings zu werden.

Wer Lesen kann (z.B. ein Impressum) ist im Vorteil.

Wir haben uns, was das eindeutige BeNe-Impressum betrifft, auf unseren Augen und unserem Verstand verlassen. Dass tun vielleicht nicht alle, wenn die Autoritäten gaslightend sagen, die Wirklichkeit sei eine andere als die, welche ein Impressum nahelegt.

Was immer die EKD sich da mit dieser Aktion eines großzügigen Umganges mit Verantwortung und Verantwortlichkeit „geleistet“ hat8, es passt gut zu der Vorstellung von Verantwortungsdiffusion, -verschiebung und -verschleierung als dem negativen Image, von dem die Kirche sich gerade mühsam zu befreien versucht.

  1. Siehe https://betroffenen-netzwerk.de/impressum/.
  2. Siehe hier und hier.
  3. Siehe hier.
  4. Siehe hier.
  5. Siehe ebenfalls hier.
  6. Siehe unter 28.06.2025 13:37 @kea in der Dokumentation, #post-3653.
  7. Siehe hier, in der Dokumentation „‚Moderationsgestütztes Mobbing‘ im BeNe. Exemplarische Chats und Beiträge.“ unter 02.07.2025 7:29 @ernst-haft, #post-3865 und hier.
  8. Die Ratsvorsitzende Bischöfin Fehrs kann zur Zeit in dieser Hinsicht wohl nicht wirklich als Vorbild dienen: „Sakrosankt. EKD-Ratsvorsitzende Kirsten Fehrs schwebt über dem Gesetz.“ Siehe auch die Links auf der Seite „Oberstes Gebot Täterschutz. Evangelische Kirche lässt Missbrauchsaufarbeitung scheitern“.